An der Stelle der heutigen „Sporthalle an der Stadtmauer“ stand von 1877 bis 2005 die ehemalige Rohrmöbel- und Korbwarenfabrik Otto Räder.

Otto Räder (siehe Foto) wurde 1851 in Themar geboren. Nach Abschluss der Lehre als Korbmacher in Nürnberg erweiterte er auf einer 6-jährigen, zunftgemäßen Wanderung seine Fertigkeiten nicht nur in Deutschland, sondern auch in Böhmen, Österreich, Italien und der Schweiz. 1875 kehrte er in die Heimat zurück und richtete in Themar eine eigene kleine Werkstatt ein. Damit brachte er als erster Korbmachermeister die Korbflechterei ins obere Werratal. 1877 errichtete er an der Ecke Bahnhofstraße / Mauerstraße ein Wohn- und Geschäftshaus. Anfangs wurden Busch- und Kopfweiden aus eigenem Anbau verarbeitet. Dazu kam später Rattan, u.a. als Peddigrohr, das aus Asien importiert wurde. Qualitätsvolle Artikel aus einem immer größer werdenden Sortiment wie z.B. Kinderwägen, Sitzmöbel, Liegestühle und Strandkörbe wurden für das In- und Ausland produziert. Die Firma expandierte rasch, die Produktionsstätten mussten wiederholt entlang der Mauerstraße erweitert werden. Bereits 1898 wurden ca. 100 Korbmacher beschäftigt. Zu dieser Zeit war die Fabrik die größte ihrer Art in Deutschland. Viele Korbmacher konnten sich nach ihrer Ausbildung selbstständig machen und trugen dazu bei, dass Themar und seine Umgebung ein Zentrum der Möbel- und Korbmöbel-Produktion wurde.

Nach dem Tod des Firmengründers übernahmen sein Sohn Hermann und schließlich dessen Witwe Hedwig Räder, geb. Werner (siehe Foto) die Leitung. Aufgrund des Mangels an beruflichem Nachwuchs, starker ausländischer Konkurrenz und schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in der DDR konnte Hedwig Räder trotz größtem Einsatz die Liquidierung im Jahre 1966 nicht verhindern.

2005 wurden die Gebäude schließlich abgerissen und auf dem Gelände das Haus der Volkssolidarität und die Sporthalle an der Stadtmauer errichtet.